Lautlesetandem

Lautlesetandems sind eine Form des kooperativen Lernens, sie werden von Kindern und Jugendlichen gern angenommen (Rosebrock 2022, 111)

Lautlesetandems sind eine häufig empfohlene Methode in der Lesedidaktik. Sie sind einfach anzuwenden und ihre Wirksamkeit ist weitgehend erwiesen. Wichtig ist jedoch, die Tandems richtig vorzubereiten. Wie genau, erfahren Sie hier.

Lautlesetandems sind ein Instrument zur Verbesserung der Leseflüssigkeit und zur Förderung der Lesegenauigkeit, Leseautomatisierung und Lesegeschwindigkeit. Sie eignen sich für Schüler/innen der Primar- und Sekundarstufe (2. bis 10. Schulstufe), aber auch in der Erwachsenenbildung der Zweit- oder Fremdsprache zumindest bis zum Sprachniveau B2. Dieses kooperative Lerninstrument ermöglicht es zwei Lernenden, gemeinsam einen Text zu lesen. Bei der Bildung der Tandems berücksichtigt die Lehrkraft das Leistungsgefälle, indem lesestärkere Schüler/innen (sogenannte Tutor/inn/en) mit leseschwächeren Lernenden (Tutandinnen und Tutanden) zusammenarbeiten. Übergeordnetes Ziel der Lautlesetandems ist es, dass die Tutand/inn/en nach ausreichender Übung längere Textpassagen fehlerfrei vorlesen können (vgl. BISS, Lautlesetandems).

Bei Lautlesetandems lesen immer zwei Schüler/innen denselben Text gleichzeitig laut vor. Der Text sollte bereits im Unterricht behandelt worden sein. Es ist notwendig, dass in jedem Team ein/e gute/r und ein/e weniger gute/r Leser/in zusammenarbeiten. Die stärkere Person gibt dabei Rhytmus und Geschwindigkeit vor. Die schwächere Person folgt der stärkeren (vgl. Reitbrecht 2022, 12).

Zur Motivation bedient sich diese Methode einer Sportmetapher: Je nach Leseflüssigkeit erhalten die Schüler/innen die Rolle der Trainer/innen oder die Rolle der Sportler/innen und trainieren gemeinsam ihre Leseflüssigkeit. In einer Paararbeitsphase lesen Sportler/in und Trainer/in gemeinsam einen Text, der inhaltlich bereits im Unterricht bearbeitet wurde, wiederholt halblaut vor. Dabei unterstützt die jeweils stärkere Person die schwächere und zieht sie sozusagen mit, bis sie sich sicher fühlt, den Text auch alleine laut vorzulesen. (vgl. ebd.)


Hier sehen Sie ein Tutorial zur Durchführung des Verfahrens der Akademie für Leseförderung Niedersachsen:

 

Zur Auswahl der Texte

Um die Schwierigkeit von Texten einschätzen zu können, empfehlen wir das digitale Tool RATTE der Universität Regensburg. Kopieren Sie den Text, den Sie mit den Schülerinnen und Schülern lesen möchten, in die Eingabemaske. Die Software berechnet automatisch, für welche Schulstufe der Text geeignet ist. Darüber hinaus gibt das Tool Informationen zur Lesegeschwindigkeit und zu schwierigen Wörtern für die jeweilige Altersstufe.

Weiterführende Informationen

  • Lauer-Schmaltz, M., Rosebrock, C. &  Gold, A. (2014). Lautlesetandems in der Grundschule. Bedingungen und Grenzen ihrer Wirksamkeit. Didaktik Deutsch. Halbjahresschrift für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, 19 (37), 45-61.
  • Nix, D. (2011). Förderung der Leseflüssigkeit. Theoretische Fundierung und empirische Überprüfung eines kooperativen Lautlese‐Verfahrens im Deutschunterricht. Weinheim und München: Juventa.
  • Rosebrock, C. & Nix, D. (2008). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.
  • Rosebrock, C., Nix, D., Rieckmann, C. & Gold, A. (2013). Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar‐ und Sekundarstufe. 2. Auflage. Seelze: Klett/Kallmayer.
  • Schneider, W. (2019). Programme zur Förderung kognitiver Fähigkeiten in Vorschule und Schule: Wie effektiv sind sie, und wie gut sind die Verfahren praktisch implementiert? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 33 (1), 5–16.
  • Topping, K. J. (2006). Paired Reading: Impact of a tutoring method on reading accuracy, comprehension and fluency. In T. Rasinski, C. Blachowicz & K. Lems (Hrsg.), Fluency Instruction: Research-based best practices (S. 173-191). New York: The Guilford Press.

Quellen