Literarische Bildung

Literarische Bildung ist als der Schlüssel und der Weg zu jeder andern Bildung zu betrachten. (Wiener Wochenblatt 1858, 98)

Mit dem Begriff ‚literarische Bildung‘ assoziieren viele Menschen Persönlichkeiten wie Goethe, Schiller oder Shakespeare; denken an Gedichte, literarische Epochen und einen schwer zu verstehenden Stil. Dies scheint heute – in einer Zeit, in der audio-visuelle Darstellungsformen, Medien und Digitalität immer wichtiger werden – auf den ersten Blick an Bedeutung zu verlieren. Jedoch umfasst literarische Bildung mehr als das Wissen um Werke sowie Autoren und Autorinnen oder das überblickshafte Erlernen von Literaturepochen und -gattungen.

Literarische Bildung ist facettenreich und beinhaltet auch immer sprachliches, kulturelles, soziales und personelles Lernen. Aufgrund der gesellschaftlichen Veränderung hin zu einer digitalen Informationsgesellschaft hat die Auseinandersetzung mit Literatur und die literarische Bildung gerade heutzutage einen wichtigen Stellenwert.

Literarische Bildung fördert wichtige Bereiche wie die Fähigkeit zur Identifikation, zur Übernahme anderer Perspektiven, zur ästhetischen Erfahrung sowie zur Wahrnehmung der sprachlichen Gestaltung und die Fähigkeit zur kritischen Reflexion. In der Begegnung mit Literatur werden unterschiedliche Weltsichten und Wertvorstellungen sowie Lebensentwürfe mit dem eigenen Selbstkonzept in Verbindung gebracht und ausverhandelt. Dadurch können die Schüler/innen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und Selbstreflexion bestärkt werden.

Im schulischen Kontext beschäftigen sich Lehrpersonen mit folgenden Fragen: 

  • Wie wird literarische Bildung im Unterricht umgesetzt? 
  • Wie soll sie umgesetzt werden? 
  • Was bedeutet literarische Bildung in unserer globalisierten Welt? 
  • Wie findet Digitalität Einzug in die literarische Bildung?

So wie sich Kommunikationsformen und -strukturen immer schneller verändern und sich passend zum jeweiligen Social-Media-Tool neue Trends und Textsorten entwickeln (Post, Blog, Vlog, etc.), so wandelbar ist auch der Literaturbegriff. Vor allem in Hinblick auf Differenzierungs- und Individualisierungsmaßnahmen ist ein weiter Literaturbegriff von Vorteil. Dadurch können sich neben narrativen Texten auch andere literarische Formen wie das Hörspiel, das Kabarett, das Puppenspiel, der Poetry Slam, der Film, das Theater sowie Serien und auch narrative Computerspiele versammeln. Es sollte nicht um die Frage gehen, ob sich die Formen gegenseitig ersetzen oder ablösen – alle haben ihr bestimmtes Potential für literarische Bildung bzw. für den Deutschunterricht, sofern die Qualität der Darbietung beachtet wird. So kann die Vielfalt als Chance für die literarische Bildung verstanden werden, um möglichst viele Schüler/innen zu erreichen und einen Bezug zur ihrer Lebenswelt herzustellen.

Materialien

Literarisches Lernen mit dem Österreichischen Buchklub der Jugend

Buchgenres kennenlernen mit dem Geschichtendrachen

Mit der kostenfreien Jahresaktion des Buchklubs „Die Abenteuer des Geschichtendrachen“ werden Schüler/innen der VS zum Lesen motiviert. Der Geschichtendrache Ü schreibt jeden Monat einen Brief (aus der Feder von Lena Raubaum). Darin erzählt er von seinen Abenteuern und stellt den Kindern unterschiedliche Buchgenres vor. Die Schüler/innen stärken durch Übungen ihre Lesekompetenz, recherchieren in Büchern und lernen viele Lesewelten kennen. Mehr Infos unter www.geschichtendrache.at.

Märchen vorlesen und digitales Wissen anwenden

Mit dem Projekt Märchenhaft digital für die SEK 1 bietet der Buchklub ein kostenloses praxisnahes Konzept, konkrete Werkzeuge und ein Medienpaket, das die Umsetzung von Lesen im digitalen Kontext unterstützt. Anstatt digitale Medien gegen das Lesen auszuspielen, versucht das Projekt „media literacy“ und „reading literacy“ zusammenzudenken und Synergien zu entdecken.

BibTipp!

Mit den BibTipps bietet Buch.Zeit in Kooperation mit dem BMBWF Themenpakete rund um Bücher, Lernen und aktuelle Jahresthemen für Schulbibliotheken an. Ein Theorieteil, praktische Arbeitsanregungen sowie Tipps zum Medienankauf sollen Pädagoginnen und Pädagogen bei ihrer Arbeit in der Bibliothek unterstützen

Antolin

Antolin (www.antolin.de) ist ein kostenpflichtiges Online-Programm zur Leseförderung von Schulstufe 1 bis 10. Es werden kostenfreie 14-tägige Testzugänge für Lehrende und für Schulen angeboten. Die Medien „Buch“ und „Internet“ werden integrativ zusammengeführt: ein Buch lesen, unter www.antolin.de einloggen, die Fragen zum Buchinhalt beantworten und die motivierenden Lesepunkte sammeln.

Baobab

Baobab bieten Unterrichtsmaterialien, didaktische Medien, Fortbildung und Beratung für Ihre Praxis in Kindergarten, Schule und im außerschulischen Bereich.

Die Welt der Märchen

Hier finden Sie eine Seite des interaktiven digitalen Schulbuchs für Deutsch in der 1. Klasse Unterstufe. Die Plattform dient Lehrern und Lehrerinnen dazu, den Lehrstoff auf Höhe des digitalen Zeitalters präsentieren zu können. SchuBu bietet Lehrern und Lehrerinnen die Möglichkeit, in der Klasse immer ein optimiertes Tafelbild zur Hand zu haben. Die interaktiven Angebote der Plattform geben den Schülern und Schülerinnen darüber hinaus die Gelegenheit, den Lerninhalt direkt, stressfrei und selbstständig zu erarbeiten und zu begreifen. Ergänzende Online-Aufgaben und Experimentiervorlagen sind nur via Login für die teilnehmenden Schulen in der Premium-Version aufrufbar. Informationen für die Teilnahme finden Sie auf dieser Website.

Lesen macht Spaß

Interaktives Arbeitsblatt zum Thema Lesemotivation.

Literarisches Österreich

Die Ö1 „Radiogeschichten” stellten 2017 wichtige österreichische Autorinnen und Autoren vor. Jeweils eine Woche lang standen Schriftstellerinnen und Schriftsteller eines Bundeslandes im Mittelpunkt einer Sendung. Dazu gibt es ein interaktives Quiz sowie einen Unterrichtsvorschlag zur Sendung.

Leseclubs: Lesen ist ansteckend!

Am Beispiel von Lese- und Literaturclubs lernen Kinder und Jugendliche durch differenzierte und motivierende Leseaufgaben, sich mit Texten und Büchern auseinanderzusetzen. IQESonline biete Unterrichtsmaterialien und Projektideen, wie Schulen die Arbeit in den Leseclubs vorbereiten und durchführen.

Literaturtipps

  • Abraham, U. (2015) Was heißt und wozu dient heute literarische Bildung?
  • Dawidowski, C. (2022). Fachdidaktische Publikation Literarische Bildung. Reclam.
  • Röschl, H. (Hrsg.) (2010). Literarische Bildung im kompetenzorientierten Deutschunterricht. Freiburg.

Weiterführende Informationen

  • Hier zum Lehrplan der Volksschule
  • Hier zum Lehrplan der Sek. I (Mittelschule bzw. AHS-Unterstufe)
  • Jungösterreich: Das 3-Säulen-Modell des Lesens
  • Lesen in der Erstsprache

Quellen: Wiener Wochenblatt, 14. Februar 1858.