Lesetheater
Die Arbeit mit dem Lesetheater ist für die Kinder vor allem auch ein sehr motivierendes Verfahren, da sie zusammen mit ihren Mitschülern und Mitschülerinnen interessante Texte spielerisch-kreativ erschließen und Geschichten durch das Vorlesen miteinander durchleben (Nix 2006, 26).
Das Lesetheater ist eine kreative Methode der kooperativen Lautlese-Verfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit (vgl. Rosebrock & Nix 2020, 47). Dabei können Schüler/innen ihre Lesefähigkeit in einem lebendigen und ansprechenden Rahmen trainieren. Beim Lesetheater sind alle Schüler/innen am Lernprozess aktiv beteiligt und stärken so auch die sozialen und personalen Kompetenzen. Wie Sie das Lesetheater im Unterricht einsetzen, erfahren Sie hier.
Basiswissen
Das Lesetheater ist eine Möglichkeit zur Förderung der Lesekompetenzen, die speziell auf die Verbesserung der Leseflüssigkeit abzielt. Die Methode gehört zu den wiederholenden Lautlese-Verfahren, die dem Namen entsprechend ihre Wirksamkeit in der Wiederholung gleicher Textteile entfalten.
Aufgrund der Wiederholungen können sich Schüler/innen unbekannte oder schwierige Wörter einprägen und ihren Sichtwortschatz erhöhen. Zudem führt jede Wiederholung zu mehr Textsicherheit und die Schüler/innen können auf Zeichensetzung, inhaltliche Schlüsselwörter und angemessene Betonung etc. bei weiteren Lesedurchgängen achten.
So werden durch das wiederholende Lautlesen die Lesegenauigkeit, die Automatisierung, die Lesegeschwindigkeit sowie der Leseausdruck gefördert. Damit die Schüler/innen für das wiederholende Lautlesen motiviert sind, stellt das Lesetheater einen sinnvollen und situativen Rahmen dar (vgl. Rosebrock & Nix 2020, 45f).
Vorbereitung und Durchführung
Beim Lesetheater arbeiten die Schüler/innen gemeinsam in Kleingruppen an einem Text. Dabei erhalten alle Gruppenmitglieder ein eigenes Exemplar, damit sie die eigenen Vorleseanteile markieren können. Das gemeinsame Lesen erfolgt schließlich in verteilten Rollen. Die Lehrperson betont, dass das Lesetheater zur Vorbereitung auf eine bestimmte Vorlesesituation, die abschließende Lese-Aufführung, dient.
In diesem Rahmen sind die Schüler/innen aufgefordert, das Vorlesen lebendig zu gestalten. Durch stimmliche Modulationen, Mimik und Gestik sowie Interaktion mit anderen Rollen wird das Gelesene mit Leben gefüllt. In der Vorbereitung auf die Lese-Aufführung trainieren die Schüler/innen integrativ ihre Lesefähigkeit und steigern dadurch ihre Lesekompetenz (vgl. Nix 2006, 23).
Nach der Trainingsphase kommt es zur Aufführung in der Klasse, in der Aula, in der Bibliothek etc. Die Schüler/innen stellen sich ohne Requisiten auf, halten nur ihren Text in der Hand und lesen ihn, wie vorbereitet, laut vor (vgl. Heuser 2022, 201). Ein Feedbackgespräch sollte den Abschluss bilden.
Hier sehen Sie ein Tutorial zur Durchführung des Verfahrens aus der Reihe des Hamburger Lesebands:
Video eingebettet vom Hamburger BiSS-Verbund I.
Textauswahl
Für das Lesetheater können Texte jeglicher Art zu einfachen Leseskripten umgeschrieben werden. Dazu wird der Text in verschiedene Sprechrollen und ein bis zwei Erzählerrollen gegliedert. Wichtig ist, dass sich die Rollen sichtbar voneinander abheben. Es gibt allerdings schon eine Vielzahl an fertigen Leseskripten + Begleitmaterialien, die direkt im Unterricht eingesetzt werden können. Hier eine kleine Auswahl:
- Theater Mopkaratz in Kooperation mit dem Österreichischen Buchklub
- Akademie für Leseförderung Niedersachsen
- Lesetheater. Vorlesetexte, Unterrichtstipps, Sprech- & Spielübungen 3./4. Schuljahr aus der Reihe „Lesetandems und Lesetheater - mit Karamello lesen lernen“
- Lesetheater vom Bildungsserver Berlin-Brandenburg
- Zebrafanclub bietet Texte für die Volksschule
Das Mehrsprachige Lesetheater ist eine besondere Form der Leseförderung, die im Projekt MELT erarbeitet wurde. MELT ist eine mehrsprachige Lesefördermaßnahme, um sprachenübergreifend sowohl die Leseflüssigkeit als auch die Lesemotivation von Schüler/innen der 6. bis 8. Schulstufe zu erhöhen (vgl. Kutzelmann, Massler & Peter 2016, 3). Die Leseskripten stehen in zahlreichen Sprachkombinationen zur Verfügung. Näheres dazu hier.
Quellen
- Heuser, M. (2022). Lesetheater im Deutschunterricht. In: S. Dengscherz, H. Schweiger, S. Reitbrecht & B. Sorger (Hrsg.), IDT 2022: *mit.sprache.teil.haben Band 2: Kulturreflexiv, ästhetisch, diskursiv. Sprachenlernen und die Vielfalt von Teilhabe (201-206). Erich Schmidt.
- Kutzelmann, S., Massler, U. & Peter, K. (2016). Die zentralen Lehr-Lern-Prozesse des mehrsprachigen Lesetheaters. Eine Anleitung für die Praxis. Pädagogische Hochschule Weingarten.
- Nix, D. (2006). Das Lesetheater. Integrative Leseförderung durch das szenische Vorlesen literarischer Texte. Praxis Deutsch, 33 (2006) 199, 23-29.
- Rosebrock, C. & Nix, D. (2020). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung (9. Aufl.). Schneider Verlag Hohengehren.