Der Begriff „Early Literacy“

Durch die Rezeption von Kinderliteratur und die Auseinandersetzung mit altersgemäßen Texten werden Kinder zunehmend fähig, sprachlich vermittelte Inhalte zu verstehen und zu interpretieren – auch wenn diese losgelöst von zusätzlichen Informationen, wie Bildern oder konkreten Handlungen, sind. (BildungsRahmenPlan 2009, 19)

Kinder machen in elementaren Bildungseinrichtungen Erfahrungen mit einer vielfältigen und kognitiv anregenden, altersgemäßen Buch-, Erzähl- und Schriftkultur und entwickeln dabei auch bildungssprachliche Fähigkeiten, wenn sie sich z. B. über einen Wal unterhalten, auf dessen Schwanzflosse eine kleine Meeresschnecke eine Weltreise durch die Ozeane macht. 

Unter Early Literacy versteht man im Allgemeinen die ersten Erfahrungen eines Kindes vor den ersten Lese- und Schreibversuchen mit der Schriftkultur einer Gesellschaft. (Kannengieser et al. 2013, 180f.)

Literacy-Situationen im Kindergarten nehmen nicht den schulischen Lese- und Schreiblernprozess vorweg, sondern bauen Vorerfahrungen auf, die für einen harmonischen Schuleintritt wichtig sind. 
Lehrende können auf ein reichhaltiges und vielfältiges Angebot zurückgreifen, das die Auseinandersetzung mit Literatur fördert und Lust aufs Lesen macht.
Die Förderung des frühen Lesens beginnt bereits bei der Raumgestaltung und bei der Auswahl der Materialien und Bücher für die Leseecke: Bilderbuchbetrachtung, Vorlesen, freies Sprechen und Erzählen, Rollenspiele, spielerische Auseinandersetzung mit Symbolen und Schrift, Auseinandersetzung mit medialen Inhalten und Nutzen von Medien als Lernwerkzeuge, Nutzen von Büchereien.


Exemplarische Methoden

  • Dialogisches Lesen bedeutet, dass die Entwicklung der kindlichen Sprache durch Vorlesegeschichten gefördert wird. Die Sprachentwicklung in der kindlichen Phase hat Auswirkung auf die spätere Schreib- und Lesekompetenz. Durch das dialogische Lesen kann ein Grundstein für die spätere Lese- und Schreibkompetenz gelegt werden, d. h., Erwachsene und Kinder sprechen über ein Buch oder ein anderes visuelles Material – dabei ist das Gespräch über das Buch wichtiger als dessen Inhalt. Wichtig ist, dass das Kind spricht und die Handlung bzw. den Inhalt erzählt.
     

Materialien

Lese- und Schrifterfahrungen in elementaren Bildungseinrichtungen. Ein Leitfaden für die Praxis

Kinder sammeln lange vor ihrem Schuleintritt erste Lese- und Schrifterfahrungen. Der Praxisleitfaden bietet einen Einblick in Konzepte und Methoden zur Vermittlung einer altersgemäßen Buch-, Erzähl- und Schriftkultur in der Arbeit mit Zwei- bis Sechsjährigen. Er beinhaltet eine Fülle von Anregungen für die Praxis und greift dabei Aspekte der Mehrsprachigkeit ebenso auf wie den Einsatz digitaler Medien und die Literacy-Förderung in Familien. Kriterien für die Auswahl von Bilderbüchern sowie Hinweise zur Reflexion und Evaluation der Arbeit an der Literacy-Bildung runden die Broschüre inhaltlich ab. Unseren Critical Friends Barbara Rössl-Krötzl, Petra Vollmann und Irmgard Kogler danken wir an dieser Stelle herzlich für die hilfreichen Rückmeldungen sowie Verena Grünstäudl, Theresa Philipp-Flatscher und Ulrike Zug im Bildungsministerium für ihre Unterstützung.

In dieser reichhaltigen Praxismappe des Österreichischen Buchklubs für Jugend finden sich "Anregungen und Impulse aus der Praxis für die Praxis der frühen Leseförderung".

Literaturtipps

  • Näger, S. (2017). Literacy. Kinder entdecken Buch-, Erzähl- und Schriftkultur. Freiburg: Verlag Herder GmbH.


Weiterführende Informationen

Quellen: Kannengieser, S., Kappeler Suter, S., Aggeler-Lätsch, F. & Plangger, N. (2013). Nashorner haben ein Horn: Sprachförderung in Spielgruppen und Kindertageseinrichtungen (1. Auflage). Klett Kallmeyer.