Der Schulhund als Leseanimateur

Das Lesehundprojekt ist ein Verfahren zur Förderung der Lesemotivation sowie des Einsatzes von Lesestrategien. Die Schüler:innen erlesen sich Informationen zum Schulhund und wenden diese anschließend aktiv mit dem Hund an. Somit wird die Relevanz des Lesens in der sofortigen Anwendung für die Kinder klar ersichtlich.
Basiswissen
Emotionen steuern das Lern- und Leseverhalten. Hinterlassen gerade lange oder/und als trocken empfundene Texte einen angstauslösenden Eindruck, verhindern sie die Entwicklung von Lesefreude und ein positives Leseselbstkonzept. Dies wird aber als Grundlage für die freiwillige Hinwendung zu Texten gesehen, die wiederum Voraussetzung für Wissenserwerb und Persönlichkeitsbildung ist.
Erfahren die Schüler:innen Texte als gewinnbringend und positiv emotional besetzt, lesen sie diese lieber und überwinden dabei auch freiwillig individuelle Lesehürden. Durch das vermehrte Lesen wiederum erfolgt eine Verbesserung der Lesefertigkeiten, was einen positiven Kreislauf in Gang setzt, da nun die Hemmschwelle auch vor schwierigeren Texten sinken kann.
Ein Hund wird von den meisten Kindern mit positiven Emotionen konnotiert. Hunde gelten als treue Begleiter, man kann mit ihnen kuscheln, Kunststücke machen, ihnen Geheimnisse anvertrauen und mit ihnen spielen. Daher möchten die Kinder mehr über das Tier erfahren und lesen gerne Texte, die ihnen Informationen zu ihm verschaffen.

Abbildung: Die Wirkungsweise des Einsatzes des Lesehundes im Kreislauf a) soziales Umfeld, b) Subjekt und c) Leseprozess,.
Die Graphik zeigt die Wirkungsweise des Einsatzes des Lesehundes:
- Im sozialen Umfeld der Schüler:innen tritt eine Änderung ein: Ein Lesehund betritt das Klassenzimmer. Das Kind möchte nun mehr über das Tier erfahren; eine Quelle dafür sind Lesetexte.
- Diese werden als gewinnbringend empfunden, da sie Informationen liefern, die das Kind dabei unterstützen, den Hund zu verstehen und mit ihm zu interagieren. Die Schüler:innen lesen daher freiwillig und gerne.
- Als Unterstützung in ihrem Verstehensprozess erhalten sie Lesewerkzeuge, die ihnen helfen, die Texte zu entschlüsseln, die Lesestrategien (z. B. unbekannte Wörter klären, Überleitungswörter unterstreichen, Fragen zum Text stellen, zum Text argumentieren).
Nach der Textlektüre können die Kinder mit dem neu gewonnenen Wissen an das Tier herangehen und die neuen Informationen mit dem Lesehund erproben.
So erfahren sie zum einen die Nützlichkeit des Lesens, aber auch Selbstwirksamkeit, was sich positiv auf ihr Selbstkonzept auswirken kann. Möchte das Kind nun noch besser mit dem Hund umgehen lernen, wird es wieder einen Text lesen, um weitere Informationen hierfür zu erhalten. Letztlich entsteht so ein positiver Lesekreislauf, der seinen Beginn mit dem Eintritt des Hundes in das Klassenzimmer hat.
Vorbereitung und Durchführung
Beim Einsatz eines Lesehundes in einer Klasse zur Leseförderung erfolgt zunächst das Kennenlernen des Hundes durch die Kinder, eine klare Regelsetzung zum Umgang mit dem Hund und eine Erläuterung der Vorgehensweise: Die Kinder dürfen in der Folge Sachtexte lesen, die ihnen zum einen mehr Informationen über den Hund liefern, aber auch solche, die ihnen helfen, mit dem Hund etwas machen zu können.
Die Vorgehensweise kann dabei auf unterschiedliche Art erfolgen. Für eine intensive Leseförderung ist es möglich, sich über einen relativ langen Zeitraum von mehreren Wochen mit dem Lesehund zu beschäftigen. Dabei lesen die Schüler:innen täglich einen (Sach-)text, der sich wöchentlich verschieden mit einem "Hundethema" (siehe Materialien) beschäftigt.
Das Lesen der Sachtexte kann hierbei während des Unterrichts, aber auch in Freiarbeitsphasen z. B. vor dem Unterricht erfolgen, sowie in häuslicher Lektüre. Die Umsetzung der Lesestrategien wird von der Lehrkraft begleitet. Am Ende der Schulwoche dürfen drei bis vier Kinder bei einem Hundebesuch das, was sie aus den Lesetexten gelernt haben, mit dem Lesehund ausprobieren. Die anderen Kinder geben Feedback.
Für eine kürzere Leseförderung, bei der Texte z. B. in einer Doppelstunde im Unterricht gelesen werden, kann bspw. ein Lesezirkel eingesetzt werden. Hierbei lesen die Kinder pro Station einen Text, der sich mit unterschiedlichen Themenfeldern im Zusammenhang mit dem Hund beschäftigt, und wenden das Gelesene gleich mit dem Hund an. Zwei beispielhafte Lesehundlernzirkel sind bei den Materialien verlinkt und kostenfrei nutzbar.
Um die intensivere und eigenständige Auseinandersetzung zu unterstützen, lohnt es sich, während eines Lesehundprojektes eine Bücherkiste mit verschiedenen Sachbüchern, aber auch literarischen Werken, die einen Hundebezug haben, im Klassenzimmer für eine weitere Lektüre aufzustellen.
Dr. phil. Barbara Häckl
Materialien

Sofern Sie vorbereitete Textpakete verwenden wollen, sind demnächst zwei kürzere Lesezirkel zu einigen Themenfeldern verfügbar, die mit dem Lesehund am Ende einer dritten oder zu Beginn einer vierten Jahrgangsstufe durchgeführt werden können: Link folgt in Kürze.
Die Auswahl der (Sach-)Texte kann aber auch individuell an die Klassenstufe oder das Leseniveau der Schüler:innen angepasst werden. Die Texte können sich dann inhaltlich bspw. mit folgenden Themen beschäftigen:
- Hundekunststücke durchführen
- Hundeleckerlis backen
- Hundemassage ausprobieren
- Hundespielzeug basteln
- Körpersprache des Hundes verstehen
Quellen
Häckl, Barbara (ersch. 2025). Der Lesehundzirkel. Einsatz eines Schulhundes zur Förderung der Lesefertigkeiten in Jgst. 3/4. In: Hrsg. Häckl, Barbara. Der Schulhund im Deutschunterricht. Band 1, Augsburg.
Häckl, Barbara (ersch. 2026). Ein innovativer Blick auf die Förderung der Lesemotivation mit dem Einsatz eines Lesehundes. In: Hrsg. Niklas, Annemarie/Naphegyi, Simone. Literatur.Lesen.Innovativ, Stuttgart.
Rosebrock, Cornelia & Nix, Daniel (2017). Grundlagen der Lesedidaktik und der systematischen schulischen Leseförderung. Baltmannsweiler (8. Aufl.).