Lautleseverfahren

Einen wichtigen Förderansatz bilden Lautleseverfahren, die vorrangig die technische Seite des Lesens abdecken. Sie eignen sich somit besonders zur Förderung der hierarchieniedrigeren Prozesse wie Wort- und Satzidentifikation sowie Bildung lokaler Kohärenz.

Mit Lautleseverfahren kann die Leseflüssigkeit direkt trainiert werden, indem durch das halblaute Vorlesen Verbesserung der Dekodiergenauigkeit, der Wortautomatisierung, der Lesegeschwindigkeit sowie des Leseausdrucks angestrebt werden (vgl. Rosebrock & Nix 2020, 27).

Indirekt wirken Lautleseverfahren auch auf Verstehensleistungen, Lesemotivation und Reflexionsvermögen, wodurch das lesebezogenen Selbstkonzept mitgefördert wird (vgl. IQS 2022, Lautleseverfahren). Grundsätzlich werden alle Lautleseverfahren in zwei Hauptgruppen unterteilt:

  • das wiederholte Lautlesen
  • das begleitende Lautlesen

Wiederholende Lautleseverfahren entfalten ihre Wirksamkeit ihrem Namen entsprechend in der Wiederholung gleicher Textteile. Aufgrund der Wiederholungen können sich Schüler/innen unbekannte oder schwierige Wörter einprägen und ihren Sichtwortschatz erhöhen. Zudem führt jede Wiederholung zu mehr Textsicherheit und die Schüler/innen können auf Zeichensetzung, inhaltliche Schlüsselwörter und angemessene Betonung etc. bei weiteren Lesedurchgängen achten.

So werden durch das wiederholende Lautlesen die Lesegenauigkeit, die Automatisierung, die Lesegeschwindigkeit sowie der Leseausdruck gefördert. Damit die Schüler/innen für das wiederholende Lautlesen motiviert sind, sollte das Training in einen sinnvollen und situativen Rahmen eingebettet werden (vgl. Rosebrock & Nix 2020, 31-35).

Beispielhaft können folgende Situationen in der Schule als Übungsrahmen genutzt werden:

  • Vortrag beim Schulforum
  • Klasseninternes Vorlesen aus Lieblingsbüchern
  • Radiosendungen gestalten, Hörbücher einsprechen
  • Lesepatenschaften für jüngere Schüler/innen
  • Schulautonome Vorlesewettbewerbe

Beim begleitenden Lautlesen (auch: chorisches Lesen) steht das kompetente Lesevorbild als Modell im Mittelpunkt, da es mit der schwächer lesenden Person gemeinsam laut liest. Das kompetente Lesemodell zeigt vor, wie betont, laut oder schnell ein Text gelesen werden soll (vgl. ebd., 39).

Dadurch sollen schwächere Leser/innen befähigt werden, angemessen schnell und adäquat betont zu lesen sowie eigene Lesefehler zu bemerken und zu korrigieren.

Das begleitende Lautlesen kann in mehreren Varianten umgesetzt werden:

  • Beim so genannten Chorlesen lesen Tutor/in und Tutand/in gleichzeitig einen Text (halb-)laut vor.
  • Beim Echolesen lesen sie zeitlich verzögert, damit Tutand/in die Betonung, Geschwindigkeit etc. nachahmen kann.
  • Beim Lückenlesen (auch: assisted cloze reading) wird das Vorlesen wechselseitig übernommen (vgl. BISS, Lautleseverfahren).

Exemplarische Methoden

Beide Grundformen werden in der Praxis allerdings auch kombiniert und so gibt es zahlreiche Methoden, wie Lautleseverfahren in der Schule umgesetzt werden können. Im Folgenden werden die gängigsten Verfahren vorgestellt, die eine evidenzbasierte Leseförderung ermöglichen.

Lautlesetandems

Lautlesetandems sind eine häufig empfohlene Methode in der Lesedidaktik. Sie sind einfach anzuwenden und ihre Wirksamkeit ist weitgehend erwiesen. Wichtig ist jedoch, die Tandems richtig vorzubereiten. Wie genau, erfahren Sie hier.

Mediale Mitleseverfahren

Mitleseverfahren brauchen immer ein Lesemodell. Beim medialen Mitleseverfahren übernehmen Hörbücher etc. die Rolle des Lesemodells. So können können Schüler/innen individuell im Einzelsetting ihre Leseflüssigkeit trainieren. Näheres erfahren Sie hier.

Lesetheater

Das Lesetheater gehört zu den kooperativen Lautleseverfahren und fördert vor allem die Leseflüssigkeit. Indem Schüler/innen gemeinsam aktiv am Lernprozess beteiligt sind, stärken sie neben ihrer Lesefähigkeit auch die sozialen und personalen Kompetenzen. Wie Sie das Lesetheater im Unterricht einsetzen, erfahren Sie hier.