PIRLS 2021
Lesediagnostik ist eine wichtige Grundlage systematischer Förderung der Lesekompetenz. Denn gelingende Förderung erfolgt am besten ausgehend vom Kompetenzstand der Schüler/innen und basiert auf Verfahren, die für die jeweilige Kompetenzstufe geeignet sind und sich für diese als wirksam erwiesen haben (IQS 2023, PIRLS 2021, S. 58)
PIRLS (Progress in International Reading Literacy Study) ist eine internationale Studie, die alle fünf Jahre die Lesekompetenz von Schüler/innen der 4. Schulstufe in rund 60 Ländern erfasst. Die Ergebnisse bieten international vergleichbare Daten, die zur Bewertung und Verbesserung der Bildungssysteme genutzt werden. Die Studie, die 2001 erstmals durchgeführt wurde und bei der Österreich seit 2006 teilnimmt, sammelt neben den Lesefähigkeiten auch umfangreiche Hintergrundinformationen von Schüler/innen, Eltern, Lehrkräften und Schulen. Die IEA (International Association for the Evaluation of Educational Achievement) ist für die Gesamtkonzeption, für die Durchführung in Österreich ist das IQS verantwortlich. Wir fassen hier für Sie die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
International
Die PIRLS-Studie 2021 liefert international folgende interessante Erkenntnisse:
- Die Länder, die die höchste Lesekompetenz in der entsprechenden Altersgruppe aufweisen, sind Singapur, Honkong und Russland.
- Aber auch innerhalb Europas gibt es Länder, die vergleichsweise gute Ergebnisse vorweisen können. Spitzenreiter in der EU sind Irland und Nordirland. Irland verfügt dabei auch über den größten Anteil an leistungsstarken Schüler/innen bei gleichzeitig geringstem Anteil leistungsschwacher Schüler/innen.
- Trotz der schwierigen Phase der COVID-Pandemie konnte Malta die Leseleistungen steigern. Malta ist auch das einzige Land der EU, in dem mehrsprachige Schüler/innen keinen Nachteil in der Leseleistungen erleiden.
- In sämtlichen EU-Ländern zeigt sich eine geringere Stärke beim literarischen Lesen als beim Lesen von Sachtexten.
- In praktisch allen EU-Ländern gibt es erhebliche Geschlechterdifferenzen. Mädchen lesen im Schnitt um 27 Punkte besser als Buben.
- In allen EU-Ländern gibt es einen starken Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau sowie dem sozioökonomischen Status der Eltern und den Leseleistungen der Schüler/innen.
Folgendes Video der IEA erklärt den Aufbau der PIRLS-Studie sowie die wichtigsten Ergebnisse:
Österreich
In Bezug auf Österreich bedeuten die Ergebnisse:
- Die Lesekompetenz österreichischer Viertklässler/innen liegt im internationalen Vergleich im oberen Mittelfeld.
- Im Vergleich zu 2016 hat sich die Lesekompetenz in Österreich aber um 11 Punkte verschlechtert.
- Es zeigt sich zudem eine wachsende Geschlechterdifferenz zugunsten der Mädchen.
- Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Lesekompetenz ist in Österreich besonders stark, wobei Kinder aus bildungsfernen Familien und solche mit Migrationshintergrund deutlich schlechter als im internationalen Durchschnitt abschneiden.
- Trotz der negativen Trends bleibt das Leseselbstkonzept der Schüler/innen hoch.
Wie sich Österreich im internationalen EU-Ranking positioniert sehen Sie in dieser Grafik:
Abb. Screenshot Lesekompetenz im EU-Ländervergleich (IQS 2023, PIRLS 2021, S. 21)
Internationale Untersuchungen wie PIRLS zeigen auf, an welchen Schrauben gedreht werden muss, um die gesamtgesellschaftliche Lesekompetenz zu stärken.
Nun gilt es, die bereits breit aufgesetzten und gesetzlich geregelten Ansätze verstärkt zu nutzen und noch wirkungsvoller bzw. nachhaltig im Schulwesen zu implementieren, durch Evaluationen zu optimieren und weitere innovative Wege, etwa durch die Bereitstellung der vom BMBWF angekündigten neuen Grundsatzdokumente zur Sprachlichen Bildung und Lesen direkt für die Schulen, zu beschreiten. (IQS 2023, PIRLS 2021, S. 78)